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Die Reußenköge — eine Kurzinformation

Wintermarsch
Winter im Koog

Die Reußenköge umfassen einen Großteil der Marsch westlich von Struckum, Breklum, Bredstedt und Bordelum bis zum Außendeich. Auf einer Länge von ungefähr 12 km bilden sechs Köge zusammen mit der Hamburger Hallig und dem nördlichen Teil des Beltringharder Koogs die Gemeinde Reußenköge. Die amtsfreie Gemeinde besitzt keinen Ortskern und ist von landwirtschaftlichen Flächen, Einzelgehöften und einem großen Windpark mit unzähligen Windrädern geprägt. Die vielen Land­wirt­schafts­wege laden zu ausgiebigen Radtouren ein und wenn man als Autofahrer dem Wegweiser am Ortseingang von Struckum in die Reußenköge folgt, kann man die vielen, ineinander übergehenden Ortschaften auf der üblichen Route zu den Fährhäfen auf angenehme und landschaftlich reizvolle Art umfahren. Das Wappen der Gemeinde, oben in der Kopfzeile zu sehen, zeigt einen Löwen, der dem Wappen des Grafen Reuß entliehen ist. Seinem Wirken verdankt die Gemeinde ihren Namen. Im Jahr 2021 wurde das 150-jährige Bestehen der Reußenköge gefeiert.

Schon sehr früh, Anfang der 1990er Jahre, entstand hier in dem dünnbesiedelten Gebiet mit seiner exponierten Windlage ein Interesse an Pachtflächen für Wind­räder. Aus zunächst acht einzelnen Bürgerwindparks wurde 2014 ein einziger großer Windpark, der 2021 mit einem Jahresertrag von 750 Millionen Kilowattstunden als der größte weltweit galt. Diese enorme Anzahl an — zudem nachts auch noch rot warnblinkenden — „Windmühlen” mag von Manchem als hässlich, ja sogar landschaftsverschandelnd empfunden werden, aber .... !!!

Die Köge der Gemeinde Reußenköge und ihre Geschichte

Bereits 1619 hatte der dänische König Christian IV. die Idee, in der Bredstedter Bucht zwischen dem Hattstedter Koog und Ockholm einen großen Koog als Küstenschutz und Landgewinnung in einem Stück anzulegen. Dies als „Bredstedter Werk” bekannte Vorhaben am „Botter Tief” wurde jedoch durch Sturmfluten, aber auch aufgrund mangelnder Fähigkeiten immer wieder zerstört und zurück­geworfen, wurde vernachlässigt und geriet bald in Vergessenheit. Erst Jahre später, nach der zweiten großen Mandränke, gelang ab etwa 1733 langsam die erfolgreiche Bedeichung der Bredstedter Bucht. Zum Erfolg trug dabei sicher auch das neue Vorgehen bei, nur jenes Vorland ein­zudeichen, das bereits hoch aufgeschlickt war und eine Salzwiesenflora trug.

Sophien-Magdalenen-Koog

Der erste neue Koog in der Bredstedter Bucht und damit die Keimzelle der späteren Gemeinde Reußenköge, war der Sophien-Magdalenen-Koog. Er ist nach der Gemahlin des dänischen Königs Christian VI., Königin Sophie Magdalene benannt und wurde in den Jahren 1734 bis 1741 eingedeicht.

Nach den anfänglich vergeblichen Versuchen das „Bredstedter Werk” überhaupt mal malßgeblich zu beginnen, wurde das Vorhaben schließlich aufgegeben und die Besitzer des Rechts zur Eindeichung eines Kooges boten ihren Besitz zum Verkauf an. Der Geheimrat Jean Henry von Güldensteen und sein Sohn, der dänische Staatsrat Jean Henri Desmercieres, erwarben diese Rechte und begannen nun abschnittsweise das erworbene Gebiet einzudeichen. Desmercieres nahm das südlich angrenzende Wattland - den späteren Desmerciereskoog - nicht sofort mit dazu, da es zu dem Zeitpunkt noch von Prielen durchzogen und entsprechend der neuen Auffassung noch nicht reif für eine Eindeichung war. Aber der Grundstein für die Reußenköge war nun mit dem Sophie-Magdalenen-Koog gelegt.

Desmerciereskoog

Etwa 24 Jahre nach dem Deichschluss des Sophie-Magdalenen-Koogs (im Jahre 1741) war auch das südlich anschließende Vorland so weit aufgeschlickt, dass Graf Desmercieres es wagte, die Eindeichung eines weiteren Koogs am „Botter Tief” anzugehen. 1767 wurde die Eindeichung des 360 ha großen Koogs mit einem für damalige Verhältnisse sehr modernem Profil, einer zur Seeseite hin flach auslaufenden Deichböschung, abgeschlossen und das Land öffentlich zum Verkauf angeboten. Desmercieres wählte die interessierten Siedler persönlich aus und gab ihnen die Möglichkeit, sich als freie Bauern mit eigenem Besitz niederzulassen. Dabei dominierte anfangs noch der Ackerbau, während dieser später durch die Aufzucht und den Export von Ochsen hauptsächlich nach England weitestgehends abgelöst wurde.

Mit diesem zweiten, heute zur Gemeinde Reußenköge gehörenden und nach seinem Erbauer genannten Koog, wurde die Bucht vor dem Breklumer Koog geschlossen und bot damit den älteren Kögen in der Bredstedter Bucht mit ihren veralteten Deichprofilen zusätzlichen Schutz. Das Aufeinandertreffen verschiedener Deichprofile führte allerdings auch zu gefährlichen Nahtstellen. So etwa bei Sterdebüll, wo das neuartige Profil des Desmerciereskoogs auf ein altes aus dem 15. Jahrhundert traf.

Reußenkoog

Der Erbauer der beiden ersten, heute die Gemeinde bildenden Köge, Jean Henri Desmercieres, verstarb 1778 kinderlos. Sein Erbe wurde zu einem sogenannten „Fideikommiss” zusammengefasst, welches die zwei Stiefnichten erhielten. Sie erhielten jedoch nicht das volle Verfügungsrecht sondern nur das Recht auf Nutznießung. So kamen die Köge und die noch unbedeichten Vorländereien über eine der beiden Frauen an deren Sohn, den Grafen Heinrich XLIII. von Reuß-Schleiz-Köstritz, dem Namensgeber eines weiteren, nun von ihm durchgeführten Deichprojektes.

Desmercieres war stets auf eine vorausschauende Pflege des Vorlandes bedacht, so dass dies zum Zeitpunkt seines Todes bereits erheblich angewachsen war. Sein Erbe Heinrich XLIII Graf Reuß versuchte 1783 zunächst, die Deichrechte für das Vorland an den dänischen König zu verkaufen. Nachdem jedoch der Verkauf misslang, war er gezwungen, den Bau selbst zu veranlassen. Dieser begann im Frühjahr 1787 und endete mit dem Deichschluss im August des Jahres 1789, wodurch eine ansehnliche, nutzbare Landfläche vor dem Sophien-Magdalenen-Koog und dem bereits um 1520 eingedeichten Bordelumer Koog entstanden war.

Louisenkoog (Louise-Reußen-Koog)

Zehn Jahre später (1799) ließ Graf Reuß einen weiteren, inzwischen gut aufgeschlickten Teil des Vorlandes zwischen dem Ockholmer- und dem Reußenkoog eindeichen und nannte ihn nach seiner Gattin, Gräfin Louise, Louisenkoog. Möglicherweise war das hier aufgeschwemmte Land jedoch zu früh eingedeicht worden, denn aufgrund relativ schlechter Bodenqualität und witterungsbedingten Missernten gingen viele der ersten Siedler bereits nach wenigen Jahren Konkurs.

Sönke-Nissen-Koog

Sönke Nissen war ein Nordfriese, der als Eisenbahn-Ingenieur beim Bau einer Eisenbahnlinie in Deutsch-Südwest-Afrika, dem heutigen Namibia, auf Diamanten stieß. Durch die Erschließung und den Besitz mehrerer Diamantenminen erlangte er dann neben dem beruflichen Ruhm auch noch einen gewissen Reichtum. Heutige Forschungsergebnisse werfen allerdings einen großen Schatten auf die Lokallegende Sönke Nissen, da sowohl beim Eisenbahnbau als auch bei der Ausbeutung der Minen rassistisch motivierte koloniale Gräueltaten an der Tagesordnung waren.

Sönke-Nissen-Koog-Siel
kleiner Hafen beim Sönke-Nissen-Koog-Siel

Doch hier soll nur der nach Nissen benannte Koog im Focus stehen. Im Jahre 1875 wurde vom Reußenkoog zur Hamburger Hallig (s. u.) ein ca. sechs Kilometer langer Damm fertiggestellt. Danach verringerte sich die Strömung im Wattenmeer vor der Bredstedter Bucht wesentlich, wodurch der Anwuchs des Vorlandes erheblich gefördert wurde und deutlich schneller als bei vorangegangenen Vorhaben erfolgte. Pläne zur Eindeichung eines neuen Kooges entstanden. Doch der 1. Weltkrieg und die nachfolgende Zeit der Inflation ließen es nicht zu, diese umzusetzen.

1921 wirft Marx Wulff aus dem Cecilienkoog in der Gemeinde­vertreterversammlung die Frage auf - er ist zu der Zeit Vorsteher der Gemeinde Reußenköge - ob man sich nicht privat zur Deichung zu­sammen­schließen sollte, vom Staat sei keine Hilfe zu erwarten. Um Marx Wulff bildet sich bald eine Gruppe interessierter heimischer Bauern die gewillt ist, sich daran zu beteiligen. Doch sie erreicht es zunächst nicht, die Finanzierung zu sichern.

1922 gelingt es, den aus Klockries bei Niebüll stammenden Sönke Nissen für die Beteiligung an dem Bau des neuen Kooges zu gewinnen. Er bewohnte damals das von ihm erworbene Gut Glinde bei Hamburg und erfuhr durch seinen aus Nordfriesland stammenden Sekretär Christian Paulsen von dem Projekt. Im Oktober 1923 wurde eine Deich­bau­genossenschaft gegründet. Sönke Nissen verstarb zwar überraschend im Oktober 1923, doch die Testamentsvollstrecker - vor allen Dingen Christian Paulsen - waren ermächtigt, dessen finanzielle Mittel weiterhin in das Projekt einzubringen. Somit wurden 18 hiesige Bauern Genossen und der Sönke-Nissen-Nachlass wurde in die Planung und den Bau des neuen Koogs gesteckt. Am 4. April 1924 erfolgte der erste Spatenstich.

Während des Baus kam es vor allen Dingen durch Sackungen im Baugrund und durch wirtschaftliche Turbulenzen der am Bau beteiligten Firmen zu erheblichen Problemen. Im Dezember 1925 wurde der Deich geschlossen und 1926 auf die erforderliche Höhe gebracht. Ein neuer Koog war trotz aller Schwierigkeiten auf Initiative hiesiger Menschen entstanden und erhielt den Namen des Hauptanteilseigners „Sönke-Nissen-Koog”. Mit dieser letzten Eindeichungen in der Bredstedter Bucht war das ursprünglich zur Gewinnung eines einzelnen großen Koogs gedachte „Bredstedter Werk” am sogenannten Botter Tief durch nunmehr sechs Einzelköge vollendet.

Rapsfeld im Sönke-Nissen-Koog Wohnhaus im Sönke-Nissen-Koog
Rapsfeld im Sönke-Nissen-Koog
typisches Wohnhaus im Sönke-Nissen-Koog

Der Sönke-Nissen-Koog ist heute auch durch eine frische, ungewöhnliche und einheitlich wirkende Bebauung geprägt. Die ursprünglich mit nahezu gleicher Architektur geplanten Häuser sollten kostengünstig sein und durch die Verwendung leichter Baumaterialien auch dem weichen Marschboden Rechnung tragen. Die markanten hellgrünen Dächer auf weißen Gebäuden sollten zudem an die Bauweise in Südwestafrika erinnern und wurden im Jahr 2005 unter Denkmalschutz gestellt. Einige, die aus dem Nachlass von Sönke Nissen finanziert wurden, tragen noch heute die Namen ehemaliger Eisenbahnstationen.

Cecilienkoog

Auch aufgrund der letztendlich sehr erfogreichen und lukrativen Eindeichungen in der Bredstedter Bucht wurde 1847 von der dänischen Regierung eine Resolution verfaßt, die Geld für weiteren Lahnungsbau bereitstellte. Ziel war es die Verschlickung des Vorlandes zu forcieren, um einen weiteren Koog zwischen der Hattstedter Marsch und Ockholm bauen zu können. Diese Maßnahmen sollten durch einen Damm zur Warft der Familie Amsinck (heute Hamburger Hallig) flankiert werden.

Der Damm zur Hamburger Hallig bewirkte denn auch das gewünschte Anwachsen des dem Desmerciereskoog vorgelagerten Vorlandes, so dass 1902 von der Regierung der Auftrag zur Eindeichung beschlossen wurde. Die Finanzierung des Vorhabens sollte zur Hälfte aus privaten, zur anderen Hälfte aus öffentlichen Mitteln gestemmt werden. Abgesehen von der Beeinträchtigung durch die Sturmflut 1904, erfolgte die Eindeichung des Cecilienkoogs relativ problemlos zwischen 1903 und 1905 und ist nach der Kronprinzessin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin benannt. Wegen schlechter infrastrucktureller Bedingungen verkauften die Eigentümer jedoch den von ihren Vorfahren etwa 1866 erworbenen Grund nach relativ kurzer Zeit wieder. Die neuen Eigentümer allerdings nahmen den Ackerbau sehr erfolgreich wieder auf.

Müllerhaus, Cecilienkoog Wohnhaus im Sönke-Nissen-Koog
altes Müllerhaus, Cecilienkoog
Beltringharder Koog

Der Cecilienkoog und ein historisches Gebäude kann direkt von Struckum aus zu Fuß erreicht werden: das alte Müllerhaus. Der nicht in Google Maps ausgewiesene Weg (!) führt als Verlängerung des Struckumer Mühlenwegs ab der Kreuzung mit dem „Breklumer Koog” zunächst über den Sielzug „Rhinschlot” und dann hoch auf einen alten Deich. Auf der Deichkrone verläuft ein unbefestigter Weg. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auch in Richtung Struckum. Nach kurzer Zeit führt der Weg wieder runter vom Deich und in den Cecilienkoog, wo er in eine geteerte, schmale Straße übergeht. Dort liegt auf der linken Seite das alte Müllerhaus auf einem Privatgrundstück.

Beltringharder Koog

In den Jahren 1982-1987 entstand der Beltringharder Koog. Es gibt wohl keinen Koog in unserer Region, der so umstritten war wie der 3340 ha große Beltringharder Koog. Er hat seinen Namen nach der Beltringharde auf Alt-Nordstrand, die 1634 bei der großen "Manndränke" unterging. Zur Gemeinde Reußenköge gehört jedoch nur der nördlich vom Damm nach Lüttmoorsiel gelegene, ca. 930 ha große Teil des Koogs mit dem „Lüttmoorsee”.

Das Hauptziel, diesen 8,9 km langen Deich zu bauen, lag darin, der Hattstedter Marsch eine zweite Deichlinie zu geben und den Schutz für viele tausend Menschen in der tiefen Marsch zu gewähren. Es entbrannte jedoch ein großer Streit zwischen den Verfechtern des intensiven Küstenschutzes und Vertretern von Natur- und Vogelschutz-Interessen. Letztendlich entschied sich die Regierung für eine „kleine” Lösung, die aber immer noch den Bau eines der größten Köge Nordfrieslands zur Folge hatte. Der Beltringharder Koog wurde allerdings nie landwirtschaftlich genutzt und steht komplett unter Naturschutz. Weitere Informationen und ein paar Fotos finden Sie auf unserer Info-Seite „Beltringharder-Koog” (s.u.)

Hamburger Hallig

Der heutige Name der Hallig rührt von zwei Hamburger Kaufleuten, den Brüdern Arnold und Rudolf Amsinck, her. Sie erwarben 1624 ein Stück Land und das Eindeichungsrecht auf der damaligen großen Insel Strand und deichten einen neuen Koog, den Amsinckkoog ein. Doch 1634 zerstörte die sogenannte Burchardiflut auf dramatische Weise die gesamte Nordseeküste. Vom Amsinckkoog blieben dabei nur eine Warft und das Haus der Gebrüder übrig. Der Amsinckkoog wurde eine Hallig, die noch bis 1760 im Besitz der Familie Amsinck blieb.

Die oben beschriebenen, letztendlich lukrativen Eindeichungen in der Bredstedter Bucht veranlassten die dänische Regierung 1847, durch weiteren Lahnungsbau die Verschlickung des Vorlandes zu fördern und versuchte dies zusätzlich durch einen Damm zur Warft der Familie Amsinck (heute Hamburger Hallig) unterstützend zu flankieren.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Dammbau begonnen. Nach zunächst verlustreichen Rückschlägen wurde aber in den Jahren 1874/1875 - inzwischen unter preußischer Hoheit - der Damm doch noch erfolgreich fertig gestellt. Als Folge davon kam es wie erwartet zu den kräftigen Aufschlickungen beiderseits dieses Damms, die direkt zur Eindeichung des Cecilienkoogs führten. Der Damm zur „Hamburger Hallig” wurde schließlich in den Jahren 1884 bis 1888 durch eine Steinschüttung gesichert und somit dauerhaft nutzbar gemacht.


ein paar interessante Internetadressen:

blauer Knopf  Offizielle Seite der Gemeinde Reußenköge: Köge und Hallig

blauer Knopf   Info-Seite „Beltringharder-Koog”

blauer Knopf   Blogbeitrag zum Sönke-Nissen-Koog von Ralph Kerpa („MeerArt”)

blauer Knopf   „Die Hamburger Hallig” (Info-Seite „Halligen”)

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